HANNO LEICHTMANN & VALERIO TRICOLI
Aus der Kooperation zwischen Hanno Leichtmann und Valerio Tricoli sind seit 2016 zwei Alben hervorgegangen, auf denen die plastischen, assoziativen Klangwelten beider Künstler zu einem ein pulsierenden, einnehmenden Sog verschmelzen: Ein körperlich elektrisierendes Gewirr aus Tape Loops, Percussion und in Wiederholungsschleifen gefangenen Stimmen verformt sich spannungsgeladen in einem langsamen Groove. Die Beschreibung ihres letzten Albums charakterisierte die Stücke als “Umgebungssound eines alchemistischen Labors oder einer Werkstatt für experimentelle Maschinen, die nach Feierabend zum Leben erwacht, wenn niemand zuhört – … Bohrer, die Schraubstöcke verführen, und Lötkolben, die Flussmittel auf lebende Leiterplatten absondern und halbfertige Systeme permanent kurzschließen”.
Im Duo spielt Leichtmann elektrische Drums, Effekte und Looper, Tricoli transfomiert den Klang live mit seinem Revox B77 Bandgerät. Für sens verräumlichen sie ihr sonst in Stereo abgemischtes Set und spielen ein elektroakustisches Konzert in 3D Audio.
Hanno Leichtmann ist ein Berliner Klangkünstler und Kurator. Ende der 1990er wurde er für seine besondere Herangehensweise an elektronische Musikproduktion bekannt, die sich durch subtile Soundscapes, delikate Rhythmen und einen forschenden Detailblick auf Klänge auszeichnet. Als international erfolgreicher Klangkünstler arbeitet er seit zehn Jahren vor allem mit Klangarchiven, als Kurator gestaltet er die Festivals “LETRA / TONE, Festival for Graphics and Music“ und „SYN / CUSSION“ für experimentelle elektronische Musik.
Valerio Tricoli ist Komponist und Performer Elektroakustischer Musik. Seit mehr als zwanzig Jahren ist sein wichtigstes Instrument auf der Bühne ein Revox B77 reel-to-reel Bandgerät, das er als analogen Live-Sampler und zur Echtzeit-Klangbearbeitung nutzt. Als Klangquellen wählt er häufig die menschliche Stimme oder auch den Raumklang selbst. Seine Kompositionen stehen in der Tradition der Musique Concrète und verarbeiten oft psychologisch-emotionale oder okkulte Themen.
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→ An dem Abend um 19 Uhr hält zusätzlich Prof. Hummel einen kostenfreien Talk mit dem Titel: Neues zum Riechen Hier weitere Infos >>
Guilia Rae
Flow States
Giulia Rae präsentiert im ZiMMT mit “Flow States #3“ und „Flow States #4” die letzten beiden Kapitel einer Serie akusmatischer Multikanal-Kompositionen, die seit 2021 in komplexer Mensch-Maschinen-Interaktion entstehen. Sie basieren auf ihrer langjährigen Forschung zum Konzept des immersiven Hörens. Den Stücken liegen Aufnahmen von Wind zugrunde, die mithilfe einer algorithmischen Architektur des maschinellen Hörens analysiert wurden. Der Algorithmus, der mit der Programmiersprache SuperCollider entwickelt wurde, übersetzt die Bewegungen des Windes beeinflusst durch Live-Coding in Klangformen. Die verwendete räumliche Mehrkanal-Klangverteilung modelliert den Hörraum zusätzlich, um mit der Wahrnehmung und Vorstellungskraft der Zuhörenden zu interagieren. Von Klangökologie und Posthumanismus beeinflusst, präsentiert Flow States damit ein Ökosystem der Beziehungen zwischen Umwelt, Maschine und Mensch.
Guilia Francavilla / Rae ist Komponistin, Klangforscherin und Performerin. Sie lebt in Brüssel und Turin. 2021 schloss sie das Recherche-Masterstudium am Institut für Sonologie in Den Haag ab, wo sie aktuell als wissenschaftliche Mitarbeiterin arbeitet. Ihre musikalischen Wurzeln liegen in Noise und Punk. Aktuell forscht sie an den Überschneidungen zwischen immersiven Klangerleben und technologisch vermittelten Hörerfahrung, mit speziellem Blick auf Mensch-Maschinen-Interaktionen und Klangökologie. Musikalisch arbeitete sie zuletzt viel mit generativen Algorithmen, VR und 3D Audio. In mehreren internationalen Residencies konnte sie ihren kreativen Ansatz weiterentwickeln, etwa am ZKM Karlsruhe.
Louise Rossiter
Die elektroakustische Komponistin und Klangwissenschaftlerin Louise Rossiter interessiert sich in ihrer Forschung für Erwartung in akusmatischer Musik, Stille, akustische Ökologie, Mehrkanalkomposition und Verräumlichung. Sie promovierte bei John Young und Simon Emerson an der De Monfort University in Leicester, wo sie auch lebt.
Louise Rossiters Kompositionen zielen auf eine höchst immersive Klangerfahrung, die in gewisser Weise unvorhersehbar bleibt. In früheren Werken gab sie der Stille und rätselhaften Klängen Raum oder stellte reale und imaginäre Orte gegenüber.
Derzeit komponiert sie Stücke, die sich mit dem Werk von Dr. Fritz Kahn auseinandersetzen, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Darstellungen von der menschlichen Anatomie als komplexe Maschine schuf, die als wichtigste Neuerung für die allgemein verständlichen Wissensvermittlung gelten. Ihre Werke wurden international im Rahmen etlicher Festivals präsentiert und in Wettbewerben ausgezeichnet. Sie selbst ist Jurorin bei einer Reihe internationaler Kompositionswettbewerbe, darunter Musica Nova (Prag) und Prix Russolo.
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→ Louise Rossiter hält an demselben Abend (15.12.) um 18 Uhr eine kostenfreie Leture mit dem Titel: Expectation and Space in Electroacoustic Music. Hier weitere Infos >>
Wiete Sommer / Cryptoheros
Fällt aus wegen Krankheit!
It smells like Mint Spirit
Die Cryptoheroes sind einst aus der Welt der zeitgenössischen bildenden Kunst entsprungen. Als Wesen zwischen Mensch, Tier und Maschine erkunden sie in „IT SMELLS LIKE MINT SPIRIT“ gemeinsam mit den Musiker:innen Sloush + Zarrt und dem Publikum, welche Rolle die Nase beim Erzählen von Geschichten spielt – eine olfaktorische Begegnung, die neue Dimensionen im performativen Format auslotet. Der menschliche Körper als Plattform für Parfüm & Rasierwasser – welche Rollen geben uns diese zugesetzten Duftstoffe?
Wie riecht denn nun das gute Leben?
Künstlerische Leitung und Konzept: Wiete Sommer
Tanz, Performance: Seraphine Detscher, Amit Abend, Carina Allison Hajek, Jule Oeft Rottluff, Lilia Ossiek
Modedesign: Wenke + Wiete Sommer
Live Musik: Sloush + Zarrt
[In Koproduktion mit dem Societaestheater Dresden, gefördert von Nationales Performance Netzwerk, Stadt Dresden-Amt für Kultur und Denkmalschutz ]
Wiete Sommer kehrt nach ihrem Studium zur Modedesignerin in Berlin nach Dresden zurück und gestaltet als freischaffende Designerin und Regisseurin zeitgenössische Inszenierungen an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft. Sie arbeitet interdisziplinär und co-kreativ in Museen, Theatern, mit lokalen Produktionsfirmen und Akteuren der freien Szene zusammen. In ihrer Arbeit als Gestalterin bezieht sie stärkend regelmäßig die Sichtweisen unterschiedlicher Personen ein. Sie entwickelt partizipative Installationen, forscht zu Erlebnisräumen, Trends und Identitäten. Außerdem entwirft sie generationsübergreifende Formate und schreibt und produziert Tanzstücke #nah am Material.
Moritz Simon Geist
Moritz Simon Geist kündigte für sein Konzert im Rahmen von sens schlicht die “Präsentation einer Arbeit mit Spatialität, 3D Sound, robotischen Aktoren und Bass”. Wir dürfen uns also überraschen lassen, welche seiner vielen selbstgebauten Soundroboter er mitbringt und womit sie die Töne erzeugen, die sich dann zu einem seiner markanten, rhythmisch treibenden Klangteppich verweben. Ganz gleich wie elektronisch sie klingen, alle Sounds entstehen akustisch. Ihr taktiler Ursprung ist sichtbar: Als Metallstifte, die gegen Wassergläser oder eine Hi-Hat klopfen, oder als winzige Perlen, die rauschend in einer Röhre aufwirbeln. Nichts ist virtuell.
„Geist behandelt zentrale Fragen der Zukunft, wie die Wahrnehmung von Technologie, der Robotisierung der Gesellschaft oder künstlicher Intelligenz, kommt aber dennoch auf eine sehr spielerische und unterhaltsame Weise daher: durch elektronische Musik.“ (ARTE)
Seit über 12 Jahren experimentiert der Medienkünstler Moritz Simon Geist mit Robotik als künstlerischem Ausdrucksmittel. Er erfindet und baut digital angesteuerte Maschinen, die akustisch Klänge erzeugen. Damit produziert er elektronische Musik – Techno im weitesten Sinne – und tritt spielerisch in einen Dialog mit der (musikalisch-technischen Entwicklung der) Zukunft. Als Research-Scientist am Fraunhofer Institut hat Geist wissenschaftliches Fachwissen über Robotik gesammelt, die er künstlerisch mit seiner klassischen Musikausbildung kombiniert. Seine Rechercheschwerpunkte liegen auf der Physik von Klang, Robotik, Maschinellem Lernen und Künstlicher Intelligenz. Seit Jahren zeigt er seine preisgekrönten Arbeiten auf international renommierten Festivals.